December 2011

Meine Hundewelt

Ich habe ein Jahr lang bei einem älteren Alphatier gelebt, mit zwei guten Freunden. Ohne mein zutun, landete ich plötzlich in einem Asylheim für verstossene und verlassene Artgenossen. Ausser mir und meinen Kameraden, waren auch noch Katzen und andere Beutetiere dort. Wir alle waren in Käfigen untergebracht und konnten ab und zu mit Zweibeinern ein wenig draussen rumgehen. Ich meine damit gehen und nicht laufen. Wer noch nie eine Leine am Hals hatte, kann gar nicht beurteilen, wie demütigend das ist. Man muss sich arrangieren und so tun, als ob man ein ruhiger lässiger Zeitgenosse ist.
Irgendwann im Januar, es war ziemlich kalt in meiner Zelle, kamen drei Zweibeiner und gafften in mein Verlies. Nachdem sie sich zum zweiten Mal vorbei trollten, zog ich meine Show durch, da ich Lust hatte ein wenig markieren zu gehen, bevor es Abendessen gab. Nicht diese Dackelnummer, mit rumbrüllen und hektisch rumrennen, was völlig idiotisch ist, wenn man gerade mal 5 Quadratmeter für sich hat. Nein, ich habe einfach mit meinem Schwanzgewedelt und meinen „Hab mich lieb“ Blick aufgesetzt.
Es zeigte Wirkung. Beim dritten Mal kam meine Futtergeberin, mit dem alten Leittier des Zweibeiner Rudels. Es war zwar Arschkalt, aber ich lies mich auf eine kleine Runde rund ums Kloster in Hildesheim ein. Ich war zumindest für eine kurze Zeit draussen und konnte in Ruhe pinkeln und markieren. Der Alte redete auf mich ein und freute sich immer, wenn ich meinen „Hab mich lieb“ Blick aufsetzte. Der Rest des Rudel, redete auch, und ich belohnte sie auch mit meinem Blick. Wer weiss wofür es gut ist, dachte ich mir, und konnte auf diese Weise auch den einen oder anderen Snack ergattern, den sie wohl selber nicht mehr mochten.
Und ein paar Tage später, kamen der alte Zweibeiner und ein großes kräftige anderes Rudelmitglied, um mich in einen dieser Metallkisten zu packen. Eigentlich fand ich es ganz lustig. In meinem Käfig war nix los, unterhalb der Woche kam man nur einmal am Tag zum draussen pinkeln, und die beiden rochen irgendwie nach etwas fressbarem. Also rein in den Kasten, und einen netten Nachmittag verbringen. Wenn sie was zu fressen dabei haben, kann es ja unter uns bleiben und Abends gibt es dann wieder zusätzlich den Knastfrass. Nicht schlecht, aber auch nicht die Welt, wenn es um Geschmack geht.
Wir zogen also los. Ich hasse es ja eigentlich Auto zu fahren. Andere Hunde flitzen so schnell vorbei, das man nicht mal ein kurze „Verzisch Dich“ loswerden kann. Also bleibt nur, die vorbei fliegenden Markierungspunkte und anderen Artgenossen zu beobachten. Ausserdem schaffe ich es vielleicht mir den Weg zu merken, falls es mir unterwegs zu blöd wird.
Wir kamen dann irgendwann an, und ich kam in einen umbauten, mit Fenstern ausgestatteten Hauskäfig. Nachdem man mir den Halsknebel abgenommen hatte, konnte ich mich ein wenig umsehen. Mein erster Eindruck war ganz nett. Ein Artgenosse, hatte dort wohl lange gelebt. Wenn es um Markierungen geht, hat mich meine Nase noch nie getäuscht. Und! Es roch nach fressbarem, und das Zweibeinerrudel, schob mir ständig kleine Leckereien ins Maul. Irgendwann hatte ich Druck auf der Blase, und dachte mir, das ich vielleicht auch mal das nähere Umfeld anschauen sollte.
Dumm sind die Zweibeiner ja nicht, das muss ich inzwischen wirklich gestehen. Der Alte ging mit mir raus, allerdings mit Leine, wie sie es nannten.
Zu meinem großen Erstaunen, gab es dann ein größeres Essen, und einen großen Napf Wasser. Cooler Nachmittag, gutes Essen. Was will man mehr. Nun nach Hause, und noch mal einen Nachtsnack fressen. Aber sie machten keine Anstalten, mich wieder nach Hause zu bringen. Irgendwann spät abends, ging ich dann noch mal mit mit zwei Zweibeinern pinkeln. Mir war es eigentlich zu spät, um noch nach Hause zufahren, und so kam es ganz gut, dass man mir einen Korb mit Decke anbot. Eine Nacht kann man ja da bleiben, und mal sehen was so passiert.
Der nächste morgen war ganz nett. Ich machte einen kleinen Spaziergang und es gab wieder ein gutes Essen. Wurst vom Tisch und ein Napf, der am Boden stand. Also eins ist klar. Sollte ich hier bleiben, wäre es sinnvoller, wenn ich auch direkt am Tisch bleiben könnte. Übrigens reden die Zweibeiner andauernd von Sitz. Der Boden ist zwar schweineglatt, aber ich tu ihnen den Gefallen, soweit es meine Männlichkeit zulässt. Ein Zweibeiner, kann meiner Meinung nach nicht nachvollziehen, wie unangenehm es ist, sich versehentlich auf seine Hoden zu setzen.
Es tauchte ausserdem wieder eine Altzweibeinerin auf. Ich schenke ihr meine Aufmerksamkeit, und dafür landen dann ständig kleine Aufmerksamkeiten in meiner Schnauze. Ausserdem riecht sie nach Katze. Mir ist aufgefallen, das keiner den Korb mit der Decke benutzt. Kann ich aber verstehen, ich mag ihn auch nicht. Der Rudelführer hat sich heute neben mich gelegt und mir den Nacken leicht massiert. Er macht das ganz gut, und ist auch sonst ganz nett. Mit ihm war ich heute auch öfter unterwegs, in dem nahe gelegen Wald. Ich habe mir dabei fast ins Fell gemacht. Es gibt auf dem Weg, einen kurzen Tunnel. Gerade als ich drunter war, dachte ich die Erde geht unter, und ich kann nie wieder was fressen. Wenn diese mistige Leine nicht gewesen wäre.... Zum Glück ist nicht passiert, aber es hat mir irgendwie klar gemacht, das diese Zweibeiner ohne meine Kontrolle ihr Leben vielleicht nicht gebacken bekommen. Ich denke die dachten das auch, da ich auch an diesem Abend nicht nach Hause konnte. Ich hoffe das ich bleiben und helfen kann.
Da es in dem Haus schwach nach einem anderen Hund riecht, habe ich beschlossen, zwei Marken zusetzen, um klarzustellen, wer hier das sagen hat. Die Zweibeiner verstanden das irgendwie nicht. Überhaupt markieren sie wenig, und wenn dann am liebsten in einem steinigen Raum, und ich darf noch nicht einmal zusehen. Versteh einer diese Zweibeiner.
Was auch nervig ist, der Alpha geht morgens ohne mich zur Jagd. Zum Rudel gehören auch zwei Jungzweibeiner. Ich glaube sie stehen auch über mir, aber sie sind ganz in Ordnung. Die Schwester ist wohl ein wenig launisch, aber der große Bruder und ich teilen offensichtlich eine Leidenschaft, wir essen gerne. So kräftig möchte ich auch mal gebaut sein. Aber da muss ich noch viel essen.

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Kennenlernen

Die nächsten Tage waren ziemlich interessant. Ich erkundete das Haus, und habe es in zwei Tagen geschafft, das es nicht mehr nach meinem Vorgänger riecht. Irgendwie hatte ich aber das Gefühl, das mich hier niemand versteht. Wenn ich schon länger bleibe, muss ich das doch kundtun, oder?

Der Alte muss ein guter Jäger sein, da es seit drei Tagen in Folge frisches Fleisch gibt. Er ist wohl immer schon satt, da mir nur kleinere Rinderteile gibt. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, das er den ganzen Rest gefressen hast. Vielleicht trifft sich auch das ganze Rudel draußen und jagt und frisst. Und das ohne mich. Ich denke ich werde mal ein wenig Protest zeigen, wenn er morgens losgeht. Aber wie gesagt, jeden Tag bisher frisches oder so wie gestern gut abgelagerter Pansen. Komisch fast alle verliessen den Raum.... Die wissen gar nicht, was sie da verpassen. Es gibt nichts besseres, ausser vielleicht den Sachen, die die Zweibeiner sich gönnen. Ich würde ja gerne was davon abbekommen, und warte eigentlich im Moment darauf, das etwas für mich übrig bleibt. Schließlich gehört es sich ja so. Und eins ist sicher. Sobald ich mir meinen Rang im Rudel erkämpft habe, fordere ich meinen Teil ganz offen. Aber erstmal bin ich zurückhaltend, da ich auch so genug nebenbei bekomme. Und ich will es mir auch nicht mit dem Alten verscherzen. Der ist der einzige, der mir was von der Kuh mitbringt wenn er nach Hause kommt.
Abends geht er oft durch eine Türe, die noch weiter runterführt. Eigentlich will ich ja hinterher, aber dann habe ich die Lage oben nicht unter Kontrolle. Es ist sowieso schwierig genug. Nach dem Essen rennen zwei gleich noch oben und ganz oben. Da sind Türen, und ich kann nicht hinterher. Wahrscheinlich liegt dort Futter oder so. Die beiden anderen bleiben in der Küche. Was dann kommt, ist mir immer noch nicht ganz klar. Sie nehmen die Teller vom, und stellen sie in einen Kasten, ohne sie vorher abzulecken. Wenn ich es dann nachholen will, gibt es jedes mal ärger. Irgendwann machen sie dann den Kasten zu, er macht eine Stunde lang höllische Geräusche, und dann... die Sachen kommen raus und sind absolut sauber geleckt. Ich habe festgestellt, das dieser Kasten nur zum ablecken da ist. Das könnten sie viel einfacher haben, und es wäre mehr als gerecht aus meiner Sicht. Der Kasten steht nur da, und leckt ab und zu. Ich dagegen, versuche alle vor Dummheiten zu bewahren, kümmere mich um die Sicherheit und so weiter. Die machen sich keinen Begriff über die täglichen Gefahren.
Morgens zum Beispiel kommt irgendwann ein gelber Zweibeiner und randaliert an meiner Hütte. Ich renn jedes Mal zum Ausgang und fordere ihn auch sich zu stellen wie ein Hund, aber antwortet noch nicht mal, der Feigling. Einen von ihnen kenne ich inzwischen, er ist ganz nett, hat auch immer was zu fressen dabei und bringt kleine gefüllte Papiertüten und Päckchen. Ich weiss nicht was das ist. Fressen tun sie es nicht, da es auch keinen Geschmack hat und sich höchstens zum zerreissen eignet. Kleiner Tip am Rande. Wenn man mal nicht beachtet wird, reicht es in der Regel, sich ein wenig Papier zu besorgen, und das im Wohnzimmer zerkleinern, schon ist man Mittelpunkt.
Ich habe in der ersten Etage inzwischen ein Sofa in Besitz genommen, das wesentlich komfortabler ist, wie dieser Korb im Wohnzimmer. Im Wohnzimmer gibt es übrigens einen Hocker, der optimal zum dösen und überwachen ist. Rundum Blick und es gibt nichts, was mir entgeht. Leider ist dieser Platz manchmal mit Beinen belegt.
Gestern habe ich eine nette Bekanntschaft gemacht. In unmittelbarer Nachbarschaft gibt es zwei Hündinnen. Da ist zum einen eine ziemlich Dominante schwarze Kurzhaardame, die mir die Trommelfelle fast zum bersten bringt, und zum anderen eine helle Hündin, mit der ich schon ein paarmal unterwegs war. Sie kennt sich in der Gegend gut aus, und ich habe ihr meine Zuneigung gezeigt und ihr die Ohren geschleckt.

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